Gestern haben wir mit dem Auto beinahe ein Opossum überfahren.
Halt, das wollte ich doch gar nicht schreiben. Noch mal…
Gestern bin ich in einen Bus gestiegen, der mich nach 20 Minuten in das verschlafene Örtchen Milwaukie, Oregon ausgeworfen hat.
Das beeindruckendste, was diese nicht besonders große Stadt für einen Comic-Nerd wie mich zu bieten hat, ist: Es ist der Verlagsstandort von Dark Horse.
Dark Horse ist u.A. bekannt dafür, dass sie Mike Mignolas Hellboy herausbringen und gilt als einer der grösseren amerikanischen Comicverleger.
Als ich aus dem Bus gestiegen bin, musste ich nicht lange damit verbringen nach dem Weg zu fragen, denn die Präsenz des Verlages ist ziemlich unübersehbar. Ich glaube, ich habe gleich drei Gebäude gezählt, die sich mit dem Logo des schwarzen Pferdes zieren: Das Verlagsgebäude selbst, die Verkaufsabteilung und ein grosses Lager. Noch dazu befindet sich auf derselben Strasse der Comic- Laden Things From Another World.
Leider durfte ich innerhalb des Verlagsgebäudes keine Fotos machen, da nicht offiziell verkündete Projekte rumliegen könnten.
Dark Horse hat geschätzte 150 feste Mitarbeiter momentan mit ansteigendem Wachstum.
Meine Freundin Susan arbeitet in der Produktion des Verlages. Ihre Aufgabe ist es u.a. die Daten mit den Comicseiten für den Druck vorzubereiten. Das bedeutet, dass sie z.B. checkt, ob die vom Koloristen gelieferten Seiten nicht zu dunkel ausfallen und eine nachträgliche Farbkorrektur nötig ist.
In der Produktion stehen auch zwei gewaltige Epson- Drucker, die jeweils auf die Druckstandards in Kanada oder China eingestellt sind. Damit werden Proofs angefertigt, noch bevor der Drucker in den jeweiligen Ländern die Daten in die Hand bekommt.
Besonders interessant ist für mich ein Besuch im Redaktionsbereich. Ich durfte einen Blick auf das noch taufrische „The Last Airbender- Art Book“ werfen, was mich sehr gefreut hat, da ich grosser Anhänger der Serie bin.
Während der Unterhaltung mit den Redakteuren wird eine Sache klar.
Die Tätigkeiten eines Comicredakteurs in den USA unterscheiden sich grössten Teils sehr von denen eines Comicredakteurs in Deutschland.
Während Comicredakteure in Deutschland sich mehr mit der Verwaltung von ausländischem Lizenzmaterial beschäftigen, haben die Redakteure bei z.B. Dark Horse wesentlich mehr inhaltlichen Einfluss auf die von ihnen betreuten Projekte. Das heisst, dass sie einen sehr engen Austausch mit den Machern der Comics pflegen und somit über ein profundes Wissen über die Materie verfügen sollten, sowie auch über Storytelling und Artwork. Manchmal schreiben Redakteure auch selbst Skripts für die von ihnen betreute Serie wie z.B. im Fall von Shawna Gore und Creepy.
Mich als Zeichner interessiert natürlich brennend, wie man an Jobs bei Dark Horse herankommt. Dafür hat der Verlag eine sehr ausführliche Anleitung auf seiner Webseite eingerichtet, die man auf jeden Fall einhalten sollte.
Am Besten funktioniert natürlich immer noch der persönliche Kontakt auf einer Messe, bei der man sich für eine der sogenannten „Portfolio Reviews“ anmeldet.
Ich persönlich finde, dass man davor keine Angst haben muss. Redakteure werden extra für diese Sitzungen abgestellt und wissen, wie sie konstruktives Feedback vergeben.Als Zeichner kann man nur davon profitieren!
Man sollte nicht erwarten sofort einen Vertrag über die eigene 120-seitige Graphic Novel in die Hand gedrückt zu bekommen. Oft fängt man entweder mit Kurzgeschichten für eine Anthologie an oder man assistiert bei den Hintergründen oder man macht die Vorkoloration für einen Comic.
Zumindest sehe ich, dass das in dem Studio hier so funktioniert.
Mehr davon beim nächsten Blogeintrag!…:)