Wonder- Gewimmel

Nach einiger Zeit des Bildbearbeitens bin ich jetzt endlich dazu gekommen ein paar meiner Eindrücke der diesjährigen WONDER- CON in San Francisco zu posten.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr beeindruckt war von der Veranstaltung insgesamt, von der Zugänglichkeit der Verlagsleute, der Fülle an Künstlern, der Qualität des Rahmenprogramms und der Sorgfalt bei der Ausarbeitung bunter Kostüme lokaler fiktiver Heldenfiguren!
Nachdem ich verrückter Abenteurer in der Nacht vor der Veranstaltung (wahrscheinlich glücklicherweise) von dem hiesigen Fernsehprogramm daran gehindert wurde die nächtliche Metropole zu beschnuppern,(siehe nächster Post) hatte ich dann am nächsten Morgen gleich noch mehr Energie, um mich ins Gewimmel meiner ersten amerikanischen Comic- Messe zu stürzen.
Hier nun also ein paar Fotos:

Der Weg zu meinem Hotelzimmer. Seh ich da hinten etwa Jack Nicholson mit der Axt herumstreunen? Ich beeile mich mit Kofferentpacken.

Das Moscone Convention Center. Es ist kurz vor Messestart. „Ha.“, denk ich mir, „Hier ist ja GAR NIX los. Ein paar mal geblinzelt und ich bin drin“.

500898 Male Blinzeln und eine Stunde später IN der Halle. Der Ausdruck „naiver Europäer mit vorschneller Zunge“ bekommt eine neue Bedeutung. Hunderte von ungeduldigen meist männlichen Besuchern tummeln sich vor der noch verschlossenen Eingangstüren und geben gulutterale Laute des Unmuts von sich. Eine leichte Schweissnote macht sich bemerkbar. Wahrscheinlich meine eigene.

Endlich. Es ist soweit!! Bienengleich strömen die Besucher in die Hallen. Der Amerikaner nennt dies eine „mid-sized con“. Unfaire Vergleiche zu deutschen Comic- Messen schwirren in meinem Kopf herum. Ich bin zwar orientierungslos, aber nicht weniger euphorisch. Mal sehn, was es hier alles zu entdecken gibt…

Mein erstes Anflugsziel: Lou -„The Incredible Hulk“ aus der Fernsehserie -Ferrigno. Die zentrale Frage der nächsten Tage wird sein: „Foto für 20$ oder einfach nur starren“.

Er scheint zu wissen wovon ich rede : Peter Mayhew, bekannt durch seine knuffelige Rolle als Chewbacca aus Star Wars. Auf einem Schild über ihm steht: „I know u love me but please don’t stare.“ Ich entscheide mich dafür den netten Mann nicht zu belästigen und starre lieber wieder zu Hulk. Nicht, dass der im Falle eines Wutausbruchs die bessere Alternative wäre…

Ich wende mich anderen Erscheinungen zu, die mir vielleicht nicht so schnell weh tun können. Noel Neill wurde hauptsächlich bekannt durch ihre Rolle als Lois Lane an der Seite von George Reeves in der 50er Jahre TV-Serie „The Adventures Of Superman“.
Was nur wenige wissen: Sie war ebenfalls eine der ersten weiblichen Beach Volleyball- Spielerinnen der USA. Way to go!

Vorbei an dem original-originellen Timmie aus der Lassie- Fernsehserie, Barbara Luna aus Star Trek, einem Wrestler, einem Power Rangers Darsteller und diesen einen Typen, der immer und überall Darth Vader gespielt hat ausser in den Filmen, quetsche ich mich zu der „Artist’s Alley“. Oh mein Gott, ist das wirklich… Ja, er ist es wirklich! Der Typ, der immer Jim Lee’s Tisch bewacht, wenn er grad mal nicht da ist. Seufz…

J. Scott Campbell, der Danger Girls-Zeichner bedient seine Fans.

Terry Moore, der Strangers in Paradise- Zeichner stellt seine neue Serie „Echo“ vor.

Das ist wohl „Fat Momma“, sagt mir mein detektivischer Spürsinn. Ich hoffe, sie hat Gutes im Sinn…

Ich gehöre ja zu der Ewoks- tolerierenden Generation! Meine Vorliebe für Pelztiere könnte eine Erklärung dafür sein.

Das könnte auch erklären, weshalb ich mich ohne zu zögern in die Arme fremder kostümierter Gestalten stürze. Das hier geht raus an meine Pony- Kollegen! Mir kommt da eine Idee für unser nächstes Erlangen…

Geschäftsideen, die bei mir zu Hause keinen Zugang finden werden… (Sie hatten auch Clown-Porträts dieser Art, brrr!)

Ein weiterer Schauer läuft mir über den Rücken! Es ist Gumby! Doch wer IST Gumby? Ich weiss es nicht. Ein psychedelisches Zahnpflegeprodukt aus den 60ern? Eine Seegurke nach der Begegnung mit einem Monstertruck? Ist er überhaupt wirklich? Ich mache mich auf die Suche nach starkem Messekaffee.

Der Rest des Tages verschwimmt in einer Wolke magenaufwühlenden Koffeins und Gratis-M&M’s. Abends gehts ins CARTOON ART MUSEUM von San Francisco. Arbeiten zu Warner Brothers- und Disney- Filmen, Originale von Charles M. Schulz, Bill Watterson, Herriman, Winsor McCay, Milton Caniff UND UND UND wärmen mein Herz.

Es gibt eine wirklich atemberaubend tolle Retrospektive der Disney-Künstlerin Mary Blair. Sie war u.a. massgeblich beteiligt am Design von Alice im Wunderland, Peter Pan und der „Small World“- Fahrt in Disneyland. O nein, jetzt ist das Lied wieder in meinem Kopf, aaaaah.

Der nächste Tag. Während ich mir noch hastig einen Chocolat Chip Cookie in den Mund stopfe, patroulliert die „Rebel Legion“ schon auf der Brücke. Ich hoffe, sie hatten ein kräftiges Frühstück…

… Sonst hat er hier leichtes Spiel!

Kurz bevor ich mir selbst ein paar Katzenohren aus Plüsch am nächsten Stand kaufe, komme ich hier vorbei. Und erlange die weise Einsicht, dass die Strassen San Franciscos (und alle anderen Orte dieser Welt) vielleicht nicht so viel Verständnis haben für diese eigentümlichen Modererscheinungen wie die Messehalle.

Hulk hin oder her. Hier ist einer meiner WIRKLICHEN Idole: Sergio Aragones, der sogenannte schnellste Comiczeichner der Welt und haupsächlich bekannt durch seine kleinen Randzeichnungen in der MAD und seinen „Groo the wanderer“- Comics. Er scheint nicht nur tausende von Comics gezeichnet zu haben, sondern auch tausende von Geschichten auf Lager zu haben. Z.B. wie er mit dem berühmten amerikanischen Autoren Henry Miller zu Abend ass (der meinte, dass er doch mal was „Ernsteres“ zeichnen sollte)oder mit Richard Nixon plauschte. Wenn meine Zeit bei der MAD etwas Gutes hatte, dann wohl die Begegnung mit Mister Magic Moustache!

Steve Lieber bei der Arbeit! Während dieser drei anstrengenden Messetage wurde er nicht müde mich Verlegern vorzustellen und mich zu verschiedenen Verlagen zu schicken, um mein Portfolio herumzuzeigen. Als Resultat wurde ich eingeladen in den nächsten Wochen bei ONI Press und Dark Horse vorbeizuschauen. Thanks Steve! You rock!

Komische Leute machen komische Dinge und ich weiss nicht warum.

Ein anstrengender Tag! Auf der Suche nach einem Restaurant wollen wir eine Strasse überqueren und trampeln dabei mitten in die chinesische Neujahrsparade. Schon wieder Kostüme!

Obwohl ich schon auf einigen Messen war, ist es immer wieder erstaunlich wie schnell drei Tage vorbei sein können. Die Zeitspanne, die meine Wahrnehmung braucht, um sich wieder an die „wirkliche Welt“ anzupassen, scheint dagegen etwas länger zu sein.
Die Messe hat mich sehr amüsiert, inspiriert und motiviert! Wer sich erstmal auf die gewaltigen Ausmasse der Con in San Diego einstimmem möchte, dem kann ich die Wonder- Con in San Francisco nur empfehlen! Da der Stressfaktor nicht allzu hoch ist, hat man tatsächlich auch mehr Chancen dazu mit den Leuten zu reden.
*Puff Pant* Das wars jetzt erstmal von mir. Morgen gehts wieder ab ins Studio!
Beste Grüße&Cheers!!
Das Sari-Pony

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22.06.2020: “Das Leben ist kein Ponyhof”- Webcomic nach 11 Jahren beendet.

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