Wer sich gerade fragt, ob ich mir diese Sache mit den „Graphic Novels für Frauen“ nur ausgedacht habe, der kann sich auf diesem Blog gerne die ganze Geschichte erzählen lassen. Selbst der grammatikalisch waghalsige Spruch im ersten Panel stammt nicht von mir. Inzwischen gibt es zu diesem Marketing-Stunt auch ganze Ladies only- Veranstaltungen inklusive Face-Styling und Foto-Shooting.
Sorry, Carlsen-Verlag, ich sehe ein, dass Ihr diese Comics rausbringen wolltet und vermarkten müsst, aber Ihr könnt nicht erwarten, dass man sich nicht darüber lustig macht. Dazu ist es einfach eine zu perfekte Steilvorlage! ;)
Ich muss unweigerlich darüber lachen, wenn man versucht dem Publikum einen Comic anzudrehen als wäre es ein neues Handtäschchen. Comicstoffe, die für Frauen geeignet sind, findet man schon seit Jahrzehnten u.a. in Mangas. Mädchen und Frauen haben hier die un-glaub-liche Leistung erbracht diese Stoffe selber ausfindig zu machen, ohne dass ein Aufkleber draufklebte und Duftkerzen dazu gereicht wurden. Die Frage ist, wie viele potentiell neue Lesern wirklich auf so eine offensive Vermarktung anspringen… Und wie viele man dadurch ausschliesst? Die meisten Männer und diejenigen Frauen, die wie ich einen Würgereflex bei Sex&The City und das Wort „Lifestyle“ bekommen, werden die Bücher erst mit großer Überwindung anfassen. In meinem Bekannten- und Freundeskreis hat bis jetzt noch keine einzige Frau positiv auf diese Vermarktung reagiert. Alle empfanden sie durchwegs als platt. Aber gut, im meinem Bekanntenkreis liest auch keiner die Brigitte.
Das alles hat nichts mit dem Inhalt der Comics zu tun. Die können tatsächlich gut sein. Das einzige, was mich doch eher irritiert statt belustigt ist die Tatsache, dass einer dieser beworbenen Comics das ernste Thema Magersucht behandelt und das möchte ich wirklich nicht in Verbindung mit dem oberbflächlichen Begriff „Lifestyle“sehen.
Ich werde mir „Ich wäre so gerne Ethnologin“ garantiert mal anschauen. Ich hoffe, das gibts auch ohne Face-Styling! :)