Grafische Romane

Es ist jetzt schon etwas länger her, seitdem der Begriff „Graphic Novel“ Einzug in die Comicwelt gehalten hat.

Was sind „Graphic Novels?“

Der derzeitige Flyer von www.graphic-novel-books.com erklärt, Graphic Novels seien „…nichts anderes als Comics, nur eben keine Serien, eher Romane, Erzählungen in Bildern, die sich vor allem inhaltlich von dem Absetzen, was die Leute üblicherweise mit Comics verbinden und deshalb eben auch nicht unbedingt komisch sein müssen oder nur etwas für Kinder oder den typischen, meist männlichen Sammler mittleren Alters…“.

Diese Erklärungen macht deutlich, worum es eigentlich wirklich geht: Comics haben ein Imageproblem.

Das ist ja auch nichts Neues. Wie oft habe ich mich früher in Erklärnot auf Partys gefühlt, wenn Leute mir entgegenwarfen, Comics seien Trash, Kinderkram oder was für Sonderlinge, die nicht mit der Realität klarkommen. Dann habe ich in Verteidigungsmodus immer gepredigt , dass Comics dieselbe Bandbreite besitzen wie andere Medien auch: Es gibt genauso einen „Land der Raketenwürmer“ wie einen „Panzerkreuzer Potemkin“. Aber diese Erkenntnis kam nie so richtig in der (deutschen) Öffentlichkeit an. Und wenn der Buchhandel daraus resultierend jahrelang „aus Prinzip“ keine Comics einkauft, haben die Verlage und die Macher ein Problem.

Insofern ist der Begriff „Graphic Novel“ garantiert mehr als Augenwischerei. Obwohl es mir persönlich nicht wurschter sein könnte, ob das, was ich lese Comics, Graphic Novels, oder Papier-O-Mat 3000 heisst, geht das Konzept auf. Plötzlich reisst das Feuilleton sich um Habibi, aus Spartenverlagen wie Reprodukt werden plötzlich Buchhandelslieblinge und auf Partys werde ich gefragt, ob ich auch Graphic Novels mache.

Es ist eigentlich sehr schade, dass man das Interesse für dieses Medium nur dadurch wecken konnte, indem man denkt es zu etwas Elitärerem erheben zu müssen. Das eigentliche Problem, dass man als Mensch oft nicht bereit ist über den eigenen Tellerrand zu gucken, ist damit nicht unbedingt behoben. Keiner kann es verhindern, dass der Begriff „Graphic Novel“ auch inflationär benutzt werden wird, bis man sich irgendwann vielleicht wieder auf eine neue unbefleckte Wortkreation einigt.

Solange freue ich mich über jeden Leser, Zeichner und Verleger mehr, den die „Graphic Novels“ zu einem glücklicheren Menschen gemacht haben. Das macht mich zu einem glücklicheren Comiczeichner.

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