Wutformen

Red She-Hulk Smash!

Mir ist klar, dass man den magischen Spruch mit der Plattform nicht nur als Comiczeichner besonders oft zu hören bekommt, sondern auch in anderen Berufsgruppen. Ich kann hier nur von meiner Erfahrung aus sprechen. Versteht mich nicht falsch. Ich zucke nicht jedes Mal automatisch zusammen, wenn ich Anfragen bekomme etwas umsonst zu zeichnen. Es ist für mich sehr oft die Art und Weise wie jemand fragt.

Es gibt Anfragende, die sich darüber voll im Klaren sind, dass Ihr Angebot keine faire Bezahlung ist und sich trotzdem ehrlich bemühen zumindest eine symbolische finanzielle Entlohnung zu arrangieren. Fein.

Dann gibt es noch die Anfragenden bei denen überhaupt kein Bewusstsein besteht, dass sie in der bittstellenden Position sind. Fast selbstverständlich wird vorausgesetzt, dass man gerne für ein Trinkgeld arbeitet oder sogar nur für die Werbung. In den letzten Tagen hatte ich Anfragen von Institutionen in denen für die Nutzung eines Ponyhof- Comics zwischen 7 Euro und 0,70 Cent (!!!) geboten wurden. An einem Ponyhof-Comic sitze ich durchschnittlich 6-8 Stunden pro Tag und zähle dabei natürlich nicht die unendlich vielen Gedanken mit, die ich mir den Tag hinüber dazu mache. Also sind 0,70 Cent pro Strip schon mal kein Argument für mich mitzumachen. 7 Euro auch nicht.

Und das Argument der Plattform? Nun, der Ponyhof hat inzwischen täglich Tausende von Lesern auf seiner Seite, die Comic-Preise „PENG“ und der Sondermann (nicht zu vergessen der Goldene Gartenzwerg:)) gewonnen und ist erfolgreich als Printcomic verlegt. Wenn die Anfrage also nicht von TV Total kommt oder einer Institution mit größerer Werbewirksamkeit, ist es für mich ziemlich uninteressant. Und WENN es sich dabei um eine größere Institution handelt, kann ich es eigentlich nur als Zeichen der Geringschätzung meiner Arbeit werten, dass man keinen ordentlichen Preis dafür zahlen will.

Oft höre ich das Argument: „Wir können leider wirklich nicht mehr zahlen.“ Oft ist das auch sehr sehr schade. Aber umso öfters bedeutet das eben auch: „Dann könnt Ihr das Projekt eben nicht machen.“

Aber ich habe Glück. Ich bin nicht auf den Verkauf der Ponyhofcomics angewiesen. Es wäre schön, wenn das funktionieren würde, aber momentan komme ich mit der Kombination von Auftragsillustrationen und freier Arbeit gut zurecht. Doch vielen meiner Kollegen geht das anders und die denken schon mal über das ein oder andere unlautere Plattform-Angebot nach. Nicht, dass ich die in meiner Laufbahn als Zeichner nicht auch schon oft wahrgenommen hätte…

Letztendlich ist die beste Plattform auf der ich je war, der Ponyhof geworden. Hier gibts Leser, die sehr offen ihre Wertschätzung zeigen. Ihr kauft Bücher und anderes Merchandising, macht Flattr- oder Paypal-Spenden, schenkt mir was über den Wunschzettel oder hinterlasst einfach nur einen Kommentar unter dem Comic. Wozu brauch ich also noch andere Plattformen? Ich glaube ehrlich, dass das der Grund ist, weshalb ich mich nie wirklich lange in den Hulk verwandeln muss.

Insofern… Danke! Und jetzt einfach weiterlesen bitteschön! :)

Beitrag teilen

+++ NEWS +++

02.10.2021, 19 Uhr: Signierstunde auf der Vernissage von “unveröffentlicht“, in der Ludwiggalerie, Oberhausen.

08.08.2020: Der aktuelle Sammelband “Das Leben ist kein Ponyhof – Das Internet schlägt zurück!” ist ab jetzt bei Kwimbi vorbestellbar.

15.07.2020: Neue “Nerd Girl”-Folge: Auflösung.

22.06.2020: “Das Leben ist kein Ponyhof”- Webcomic nach 11 Jahren beendet.

17.09.2019: Ausdruckbares Streikschild für #fridays4future-Proteste mit Nerd Girl auf Patreon!

Comic-Archiv: Die Kapitel

RSS-Feed

Where to buy: