Ciao amici!
Ich grüße Euch vom Entenangeln, leider bin ich darin nicht so gut und schipper schon seit Wochen orientierungslos über den Teich.
Im Ernst, im Moment geht es in der Kreativbranche ziemlich wackelig zu. Ich bin in einigen Gruppen zum Austausch und die Stimmung ist quasi unter Null. Alle merken eine deutliche Auftragsflaute. Print ist in der Krise, mein alter Verlag Zwerchfell zieht sich unter Anderem deshalb zurück, werbefinanzierte Seiten wie The Nib geben auf, die Gruner&Jahr-Übernahme durch RTL Deutschland hat einige Magazinjobs gekillt, manche Verlage spielen ihr Machtgefälle und bezahlen einfach nicht (angemessen) und Privatkunden strugglen mit ihrem Budget. Und auf die berühmte Reichweitenwirkung von Social Media kann man beim derzeitigen Umbruch der Plattformen auch nur bedingt setzen.
Vieles sortiert sich neu.
Große Firmen haben immer noch Geld, teilweise mehr, als je zuvor.
Man hat während Corona allerdings gemerkt, wo man Einsparungen vornehmen kann und es trotzdem funktioniert. Wie man Gewinne maximiert, indem man immer weniger investiert. Hyperkapitalismus does its magic.
Gerade von der Kreativbranche ist man gewohnt, dass sie trotz aller Bedingungen kreieren muss. Es ist ein innerer menschlicher Drang. Künstlers gotta künstler.
Im Internet gibt es zudem eine fast überfordernde Schwemme an Bildern, an „Content“, die niemals zu versiegen scheint.
Die Sorge A.I. würde hier Jobs wegnehmen finde ich angesichts dieser Entwicklung fast marginal. Denn die „Jobs“, die hier übernommen werden, sind bereits kaum bis wenig bezahlt. Die Institutionen, die kein Geld für Bilder ausgeben wollen, sind genau diejenigen, die bereits jetzt keine Wertschätzung für Kunst zeigen.
Die Grenzen zwischen Kunst und rein informativen und unterhaltsamen „Content“ verschwimmen.
Das Problem hierbei ist nicht die Existenz ebendieses fastfoodartigen Contents, das Problem ist die Vermengung von kreativen Werken mit ebendiesem.
Was also ist die Hoffnung?
Es gibt Institutionen, Auftraggeber*innen, Kunstliebhaber*innen etc, die sich ebenfalls satt gesehen haben an einer bestimmten Optik dieses Contents und die ihre Inspirationen in individuellen Ausdrucksformen suchen.
Man kann nicht immer nur bei McDonalds essen. Zu besonderen Gelegenheiten leistet man sich vielleicht doch das hochwertige Restaurant mit persönlichem Service und Gerichten, deren Geschmack man länger auf dem Gaumen hat und die nachhaltiger satt machen. Und wo man hinterher nicht auf die Toilette rennen muss (keine Sorge, die Metapher endet JETZT.).
Dieser Paradigmenwechsel ist zweifellos nicht leicht. Er kann geradezu lähmend wirken auf kreative Gehirne. Existenzangst ist nicht beflügelnd.
Angst ist hierbei kein guter Berater und wenig nachhaltig. Ich hoffe auf Zuversicht, Optimismus und das menschliche Bedürfnis nach Kunst:
Keine reine Informationsvermittlung durch Content, sondern die Sehnsucht von Kunst berührt, bewegt und bereichert zu werden, nach ästhetischen Erfahrungen und tiefgehenden emotionale Wirkungen.
Hoppla, jetzt muss ich aufhören. Ich glaube, ich hab ’ne Ente am Haken!
Mit diesen Worten paddel ich jetzt mal Richtung Wochenende und wünsche Euch eine schöne, erholsame Zeit! ^___^
P.S.: Ich danke Euch für das Lesen meiner Comics, die Kommentare auf Social Media und letztendlich auch DANKE für Eure finanzielle Unterstützung auf Patreon oder KoFi.